Communiqué des Symposiums: Frauen* im Literaturbetrieb: «Was man bisher gemacht hat, ist diese Ungleichheit zu kultivieren»

Am Wochenende vom 18./19. Juni fand im Zentrum Paul Klee in Bern das Symposium Frauen* im Literaturbetrieb statt. Rund 120 Autor*innen, Veranstalter*innen sowie Expert*innen und Entscheider*innen aus Verlagen, den Medien, dem Theater, der Akademie und der Literaturförderung machten am Samstag Bestandsaufnahme in den unterschiedlichen Bereichen des Betriebs. Daraus wurden am Sonntag konkrete Tools und eine Forderungsliste entwickelt, um gegen die Anerkennungslücke anzukommen.

Bestandsaufnahme

Nicole Pfister Fetz, Geschäftsführerin des A*dS Autorinnen und Autoren der Schweiz, eröffnete das Symposium mit einer statistischen Standortbestimmung: So scheint der Schweizer Literaturbetrieb bei Neuerscheinungen «beim Verhältnis 40% Autorinnen zu 60% Autoren festzusitzen, was auch Vergleiche mit dem Ausland unterstreichen.» In der zweiten Keynote schilderte Autorin Pascale Kramer subjektive Erlebnisse aus dem französischsprachigen Raum, wo beispielsweise «beim Prix Goncourt, dem renommiertesten Literaturpreis, 3 Frauen und 10 Männer in der Jury sitzen und in den letzten zehn Jahren nur zwei Frauen ausgezeichnet wurden». Die Präsidentin des European Writer’s Council Nina George forderte in ihrer Rede am Sonntag ihre Schweizer Kolleg*innen dazu auf, den Daten-Gap zu schliessen: «Zählen Sie die Frauen auf Podien, in den Jurys, bei Stipendien usw. Damit Ihnen niemand mehr vorwerfen kann, Sie handeln aus Eitelkeit!»

In der vierten und letzten Keynote erinnerte Autorin und Verlegerin Dana Grigorcea daran, «dass wir hier alle Privilegierte sind, die zu Privilegierten reden. Ob diese Privilegien von uns selbst hart erkämpft sind oder nicht, sei dahingestellt – wir haben sie, hier und jetzt, und andere, die meisten Menschen, haben sie nicht.

Die vollständigen Keynote-Speeches finden Sie demnächst auf fairlesen.ch.

Ateliers d’action collective

Für die Vertiefung der Bestandsaufnahme luden die Organisatorinnen, das Autorinnenkollektiv RAUF und der A*dS, Expert*innen aus den verschiedenen Teilbereichen des Betriebs ein: Literaturförderung, Bildung & Forschung, Literaturkritik, Buchhandel und Verlage, Veranstaltungen und Theater. Aus diesen Round Tables kristallisierten sich zehn brennende Fragen und Themen heraus, wozu am Sonntag in zehn Ateliers eine Forderungsliste skizziert wurde und Arbeitsgruppen hervorgegangen sind: So soll beispielsweise bereits im Herbst 2022 ein Dokument für Moderationen und Interviews ausgearbeitet sein, was bei Moderationen und Interviews zukünftig beachtet werden soll. Weitere Arbeitsgruppen zur Ausarbeitung von Vorschlägen und Empfehlungen für flexible Fördermassnahmen von Care-Arbeit oder für eine Checkliste für mehr Diversität sollen vom A*dS eingesetzt werden.

Weitere Informationen dazu folgen auf fairlesen.ch und auf der Website des A*dS.

Für Rückfragen:
Nicole Pfister, Geschäftsführerin A*dS, Mail, 079 330 02 67
Philine Erni, Projektleitung, Mail, 079 127 52 12


Forderungsliste des Symposiums: Frauen* im Literaturbetrieb (PDF)
Sammelstelle für konkrete Diskriminierungen von Frauen im Literaturbetrieb (PDF)