Moderationen

Leitfaden für Moderator*innen von Gesprächen, Interviews etc.

Dieser Leitfaden will Moderator*innen von Gesprächen, Interviews etc. eine Hilfestellung für respektvolle und gute Gespräche bieten. Autor*innen und Übersetzer*innen kann er als Grundlage bei der Vorbereitung eines moderierten Gesprächs dienen. Er wurde im Nachgang zum Symposium «Frauen* im Literaturbetrieb», das vom A*dS am 19./20. Juni 2022 organisiert wurde, als eine der geforderten Massnahme erarbeitet.

Gespräch

Vor dem Gespräch
Es ist wünschenswert, dass die Moderation den Gesprächspartner*innen ein Vorgespräch anbietet, das vom Aufwand her in sinnvollem Verhältnis zur Veranstaltung (Lesung, Diskussion, Gesprächsrunde etc.) steht.

Das Vorgespräch umreisst Dauer und Ablauf des Gesprächs und die Themen, die gemeinsam besprochen werden sollen. Der detaillierte Fragenkatalog wird nur auf expliziten Wunsch (von der Moderation oder der*des Gesprächspartner*in) im Vorfeld kommuniziert.

Zwingend ist vor Beginn des Gesprächs zu klären:

>> wie die Gesprächspartner*innen angesprochen werden möchten (du/Sie, Pronomen).
>> wie ihr Name korrekt ausgesprochen wird.
>> ob es Themen/Fragen gibt, über die die Gesprächspartner*innen nicht sprechen möchten.
>> ob es Themen/Fragen gibt, über die die Gesprächspartner*innen unbedingt sprechen möchten.
>> ob allfällige kollegiale/anekdotische Beiträge von Seiten der Moderation von den Gesprächspartner*innen erwünscht sind.

Eine Lesung/Diskussion/Gesprächsrunde bedingt immer eine gewisse Exponiertheit. Für manche Gesprächspartner*innen kann der Moment, in dem sie aus der Zurückgezogenheit der eigenen Arbeit an die Öffentlichkeit treten, verletzlich sein. Das Vorgespräch hilft daher auch zu klären, ob sich die*der Gesprächspartner*in in dieser Hinsicht Support wünscht.

Wenn möglich, wird die Bühnensituation (wer sitzt wo, Getränke, Licht, Mikrofon etc.) vor Beginn des Gesprächs gemeinsam abgesprochen.

Das Gespräch
Das Gespräch selbst soll in wohlwollender Kompliz*innenschaft gestaltet werden. Das bedeutet, dass beide Seiten das Gespräch aktiv führen und aufeinander eingehen. Es soll auch möglich sein, Fragen nicht oder mit eigenem Fokus zu beantworten.

Im Zentrum eines Gesprächs steht immer das vorbesprochene/angekündigte Thema (die Reduktion auf einen bestimmten Aspekt, der nicht mit der*dem Gesprächspartner*in abgesprochen wurde, ist absolut zu vermeiden).

Verniedlichende oder herabwürdigende Kommentare, die sich auf das Alter, die Lebensumstände oder die Biografie der*des Gesprächspartner*in beziehen, sind unter allen Umständen zu vermeiden.

Die Gesprächspartner*innen stellen der Moderation auf Wunsch für die Vorstellung eine aktuelle Biobibliografie zur Verfügung, die mit der Gesprächspartner*in abgesprochen wird.

Besonderheiten bei der Moderation von Gruppengesprächen
Die Teilnehmenden werden im Verhältnis zueinander ausgewogen vorgestellt, inhaltlich (nach Möglichkeit bei allen über die gleichen Inhaltskategorien sprechen z. B. Werke, Ausbildung, Preise etc.) und im Umfang.
Die Teilnehmenden werden alle gleich angeredet (du/Sie). Ausnahmen werden begründet/ adressiert.
Es ist wünschenswert, dass zu Beginn des Gesprächs alle Teilnehmenden kurz zu Wort kommen, damit niemand «stumm» dasitzt.
Alle Teilnehmenden kommen ungefähr in gleichem Umfang zu Wort, die Moderation stellt dies gegebenenfalls mit (Nach-)Fragen sicher.
Wenn nötig, unterbricht die Moderation zu dominante Gesprächsteilnehmer*innen.

Interview
Zwingend ist im Vorfeld des Interviews zu klären:

>> wie die Gesprächspartner*innen angesprochen werden möchten (du/Sie, Pronomen).
>> wie ihr Name korrekt ausgesprochen wird.
>> ob es Themen/Fragen gibt, über die die Gesprächspartner*innen nicht sprechen möchten.
>> ob es Themen/Fragen gibt, über die die Gesprächspartner*innen unbedingt sprechen möchten.
>> ob allfällige kollegiale/anekdotische Beiträge von Seiten der Moderation von den Gesprächspartner*innen erwünscht sind.
>> wie lange das Interview ungefähr dauern wird und in welchem Format es erscheint.
>> ob zusätzlich zur*m Journalist*in auch ein*e Fotograf*in anwesend sein wird.

Print
Mindestens direkte Zitate, idealerweise der ganze Text, wird der*dem Gesprächspartner*in vor der Veröffentlichung rechtzeitig zur Abnahme zugestellt.

Radio/TV
Der*dem Gesprächspartner*in wird zu Beginn des Interviews mitgeteilt, ob das Gespräch integral oder in Auszügen ausgestrahlt werden wird.

Eine allfällige Bildunterschrift-Einblendung wird der Gesprächspartner*in vor der Ausstrahlung zur Abnahme vorgelegt, damit die Schreibweise von Name, Berufsbezeichnung und weiteren Informationen korrekt ist.

Bei nicht live gesendeten Interviews: Mindestens direkte Zitate, idealerweise der ganze Beitrag, wird der*dem Gesprächspartner*in vor der Veröffentlichung rechtzeitig zur Abnahme zugestellt.