Solidarität des A*dS mit den Autorinnen und Autoren aus Belarus

«Der Wind erhebt sich – wir müssen versuchen zu leben». Dieser Satz von Paul Valéry ist universell, doch man schätzt ihn nicht überall. In Belarus ist es lebensgefährlich, zu versuchen zu leben, wenn man Autorin oder Autor ist. Die Machthaber verfolgen die «politischen Gegner», die Künstler*innen und insbesondere die Autorinnen und Autoren einzig deshalb, weil diese ihre Aufgabe als Beobachtende der Gesellschaft, in der sie leben, wahrnehmen. Und was ist Schreiben denn anderes als das: der Versuch zu verstehen, wie es die Menschen anstellen, einen Fuss vor den anderen zu setzen.

In Belarus ist dies ein Verbrechen. Was bedeutet, dass Menschen wie Sie und ich, Personen mit dem gewöhnlichen Mut eines gewöhnlichen Menschen, deren einziger Fehler darin besteht, dass sie nicht wegsehen können und berichten über das, was sie sehen – dass diese Menschen in Gefahr sind. Autorinnen und Autoren werden verfolgt, verurteilt, inhaftiert, in die Flucht geschlagen.

Seit Lukaschenkos manipulierter Wiederwahl am 9. August 2020 wurden in Belarus über 40 000 Menschen verhaftet, darunter über 1200 Journalisten, Schriftsteller, Übersetzerinnen, Musiker, Schauspielerinnen und Menschenrechtsaktivist*innen, wie die Berichte 2021 des belarussischen PEN-Zentrums zeigte. Das PEN-Zentrum in Minsk wie auch bereits über fünfzig weitere Organisationen von Medien- und Kulturschaffenden wurden inzwischen auf staatliche Anordnung aufgelöst. Der Vorsitzende des Verbands belarussischer Schriftsteller, der Dichter Barys Piatrowitsch, stand seit August 2021 unter Hausarrest, der Verband selbst ist mittlerweile auch aufgelöst: am 1. Oktober entschied das Oberste Gericht die Liquidierung der ältesten Künstlerorganisation Belarus‘.

Der Verband der Autorinnen und Autoren der Schweiz A*dS möchte mit diesen Zeilen öffentlich seine Solidarität mit ihnen zum Ausdruck bringen; manche von ihnen mögen «politische Gegner» sein, wie sie in den Medien bezeichnet werden. Doch wahrscheinlich sind sie alle nur einfache Menschen, die, wie Sie und ich, nicht anders können, als die Augen offen zu halten und nüchtern die kleinen, alltäglichen Geschichten von Menschen zu erzählen, die, wie Sie und ich, wie wir und sie, versuchen, mit der Würde zu leben, die ihnen ein Autokrat verweigert.

Darüber hinaus fordert der A*dS die Schweizer Behörden, aber auch Stiftungen und andere Organisationen auf, die belarussischen Autorinnen und Autoren zu unterstützen und sich für sie einzusetzen: mit Appellen an die belorussischen Behörden, Aufenthaltsgenehmigungen, Stipendien oder Residenzen für Autorinnen und Autoren auf der Flucht, oder indem sie gedruckte oder elektronische Publikationen von belarussischer Literatur – einschliesslich Übersetzungen – ermöglichen, damit die Autorinnen und Autoren aus Belarus weiter schreiben können und die belarussische Literatur weiterhin ihre Leserschaft findet.

Weitere Informationen zur Situation der Autor*innen in Belarus:

Wenn Sie die belarussischen Autorinnen und Autoren unterstützen möchten, wenden Sie sich an das A*dS-Sekretariat, Betreff "Belarus".

 

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