AdS – Autorinnen und Autoren der Schweiz Medienmitteilung: 1. Internationaler Kongress der Fairlag-Gründerverbände

«Gelesen werden ist gut – dafür bezahlt werden ist existenziell» <br />
Autorinnen und Autoren fordern faire Honorierung für ihr Schaffen<br />


Am ersten internationalen Kongress der «Fairlag»-Gründerverbände in Basel fordern Autorinnen und Autoren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz zukunftstaugliche Modelle, die ihre Rolle am Anfang der (Buch)-Produktionskette wertschätzen und wirtschaftlich honorieren. Ferner beschliessen die Autorenverbände der drei Länder gemeinsam mit demjenigen aus Frankreich in der «Basler Erklärung der Autorinnen und Autoren» ein gemeinsames Vorgehen zum besseren Schutz ihrer Urheberrechte im digitalen Zeitalter und einen Aktionsplan zu Gunsten der Einführung des Verleihrechts in der Schweiz.

Fairlag, das Aktionsbündnis für faire Verlage, stellt an seinem ersten Kongress in Basel Forderungen in jenen Bereichen auf, in denen Autorinnen und Autoren ganz besonders auf Verbesserungen und auf Nachhaltigkeit angewiesen sind. «Seit vielen Jahren kämpfen die Berufsverbände der Worturheber gegen die grobe Missachtung der Autorenrechte durch unseriöse Praktiken und Geschäftsmodelle in der Verlagswelt. Mit der Gründung des Aktionsbündnisses für faire Verlage haben wir ein internationales Forum geschaffen, um auf Missstände aufmerksam zu machen und uns für die uneingeschränkte Wahrung des Urheberrechts einzusetzen», sagt Imre Török, der Bundesvorsitzende des VS.

In seiner Eingangspräsentation sagte Raphael Urweider, Autor und Präsident AdS: «Neue Verlagsmodelle und die Digitalisierung in all ihren Facetten haben unseren Berufsstand in Kürze vor eine völlig neue Ausgangslage gestellt». Es brauche verbindliche Regeln und tragfähige Modelle für die Zukunft. «Denn die Situation der Autorinnen und Autoren ist nicht gut – und sie wird zusehends schlechter». Heute müsse sich jede Autorin und jeder Autor fragen, ob seine bisherige Verlagsbeziehung noch trage und ob sie auch wirtschaftlich sei, «oder ob gar die Eigenproduktion eines Buches oder dessen ausschliessliche Publikation als E-Book die bessere Lösung wäre». Die Bedeutung des E-Books wird weiter zunehmen, sie zahlt sich jedoch für die Autorinnen und Autoren nicht aus. «Es kann nicht sein, dass wir auf allen Kanälen gelesen und konsumiert werden können, ohne dafür fair entschädigt zu werden», betonen die Fairlag Gründerverbände*.

«Gelesen werden ist gut – dafür bezahlt werden ist existenziell.»

Am Kongress wurde diskutiert, ob es Verlage noch braucht, wenn Autoren ihr Buch heute selber produzieren können und welche Bedeutung E-Book-Rechte für Autorinnen und Verleger heute haben. «Wir müssen vor allem eine Antwort darauf finden, wie Verlage den Autoren den bezahlten Verkauf bei ihnen verlegter Werke garantieren können», meint Gerhard Ruiss, Geschäftsführer IG Autorinnen Autoren aus Österreich. Neue Ideen aus allen vier Ländern bilden die Vorlage zur Schlussdiskussion darüber, wie Autorinnen und Autoren in 5 bis 10 Jahren publizieren, Leser haben und Geld verdienen werden.

Die Vertreterinnen und Vertreter der Verbände aus Deutschland, Österreich, Frankreich und der Schweiz legten am Kongress den Grundstein für einen inskünftig regelmässigen kontinentaleuropäischen Austausch. Ziel ist das gemeinsame Engagement für ein stärkeres Urheberrecht im digitalen Zeitalter.
In der «Basler Erklärung der Autorinnen und Autoren» vom 15. November 2013 fordern die Verbände Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS), Bundesverband junger Autorinnen und Autoren (BVjA), Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren (IG Autorinnen Autoren), Verband deutscher Schriftsteller (VS), die Société des gens de lettres (SGDL) sowie der Conseil permanent des écrivains (CPE) unter anderem:
  • Stärkung des Urheberrechts als Grundbedingung des künstlerischen Schaffens
  • Grundsätzliche Verankerung des Verleih- und Vervielfältigungsrechts in Europa
  • Die Vergütung für ausgeliehene analoge und elektronische Werke auch in der Schweiz





Vergütung für ausgeliehene Werke: Auch in der Schweiz!

Bis heute werden Autorinnen und Autoren in der Schweiz nicht entschädigt, wenn ihre Werke digital oder analog in der Bibliothek ausgeliehen werden – dies obschon das sogenannte «Verleihrecht» verbindlich in allen EU-Ländern gilt. Der AdS startet in den kommenden Wochen ein Aktionsprogramm, um dem Verleihrecht auch in der Schweiz zum Durchbruch zu verhelfen.
In der neuen Broschüre «Autorinnen und Autoren fair entschädigen» kommen prominente Leserinnen und Leser Autorinnen und Autoren zu Wort. Sie sagen, weshalb sie sich für eine faire Entschädigung einsetzen. Diese Entschädigung soll weder die Bibliotheksbudgets noch die Leserinnen und Leser belasten. Der AdS wird die Broschüre auch den nationalen Parlamentarierinnen und Parlamentariern überreichen, und sie den Medien und der breiten, interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.
Im Parlament ist ein Vorstoss (Motion) von Nationalrat Kurt Fluri hängig. Er fordert eine entsprechende Regelung. «Urheberinnen und Urheber sollen in den Genuss einer zeitgemässen Abgeltung kommen», sagt Nationalrat Fluri. Ende 2013 wird sich auch eine Arbeitsgruppe zur Optimierung der kollektiven Verwertung von
Urheberrechten (AGUR12) zur Frage des Verleihrechts äussern.


Fairlag, das Aktionsbündnis für faire Verlage, ist eine internationale Kampagne für Seriosität und faire Bedingungen im Verlagsgeschäft. Das Bündnis wurde anlässlich des UNESCO Welttages des Buches und des Copyrights am 23. April 2008 von Schriftstellerverbänden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz gegründet. Fairlag gehören heute 63 Autorenverbände und andere Literaturinstitutionen im deutschsprachigen Raum an.

*Der Fairlag-Kongress wird gemeinsam von den Fairlag-Gründerverbänden Autorinnen und Autoren der Schweiz (AdS), Bundesverband junger Autorinnen und Autoren (BVjA), Interessengemeinschaft österreichischer Autorinnen und Autoren (IG Autorinnen Autoren) und Verband deutscher Schriftsteller in ver.di (VS) organisiert. www.fairlag.info.


Kontakt:
Schweiz
AdS Autorinnen und Autoren der Schweiz
Raphael Urweider, Präsident / Nicole Pfister Fetz, Geschäftsführerin
Tel. +41 44 350 04 60, +41 79 330 02 67, npfister@a-d-s.ch, www.a-d-s.ch

Deutschland
Verband deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di
Imre Török, Präsident / Heinrich Bleicher-Nagelsmann, Geschäftsführer
Tel. +49 30 6956-2327, vs@verdi.de, www.vs.verdi.de
Bundesverband junger Autorinnen und Autoren (BVjA)
Tobias Kiwitt, Vorsitzender
info@bvja-online.de, www.bvja-online.de

Österreich
IG Autorinnen Autoren
Gerhard Ruiss, Geschäftsführer
Tel. +43 1 526 20 44-13, gr@literaturhaus.at, www.literaturhaus.at/index.php?id=6541


1. Internationaler Kongress der Fairlag-Gründerverbände (pdf)
Erklärung – Déclaration (pdf)

 

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