Konferenz «Authors‘ Rights in the Digital Worlds» und Jahresversammlung des European Writers‘ Council (EWC)

Urheberrechtsfragen im Dschungel des Weltnetzes beschäftigen zurzeit Urheber wie Verlegerinnen, Konsumentinnen wie Interpreten. Die Diskussion ist in der Musikindustrie auf vielen Ebenen schon weit fortgeschritten, doch zeigen sich im Diskurs, der in der Literaturbranche immer stärker aufkeimt (so auch beim AdS selbst, siehe S. 28), weiterhin zahlreiche noch ungelöste Fragen: Braucht es das Urheberrecht überhaupt noch? Wie werden die Rechte vergütet (Stichwort: Kulturflatrate, siehe S. 21f.)? Welche Chance haben die Künstler gegen Weltkonzerne wie Google, Facebook oder gegen Internetpiraterie? Wie sieht die Leserin von morgen aus? Etc.

Anlässlich seiner Jahresversammlung veranstaltete der EWC, zusammen mit Vertretern des Europäischen Kulturprogramms, am 15. April in Brüssel eine Konferenz zum genannten Thema. Verschiedene Kurzreferate versuchten eine Annäherung an Fragen zu neuen Methoden des Schaffens und Publizierens im elektronischen Umfeld, zu Alternativen der Piraterie, zur digitalen Bibliothek, zur Rolle der Verwertungsgesellschaften oder zur Rolle der Politik beim Schutz der Urheberrechte im Internet. Kein Ei des Kolumbus wurde gefunden, aber eine Erkenntnis wurde besonders hervorgehoben: Autorinnen und Autoren haben überhaupt nur eine Chance, ihre Rechte zu schützen in der unübersichtlichen digitalen Welt – die geprägt ist von der Dialektik zwischen einer Dominanz von rasch agierenden kapitalstarken, globalen Konzernen und der versuchten Mitbestimmung einer stets nachhinkenden, da in langsamen Mühlen mahlenden Politik –, wenn sie im Kollektiv verhandeln und offen sind für die Entwicklung von neuen und kreativen Lösungen. Unter dem Stichwort «Digital rights fair trade» erkannte die Konferenz schliesslich ein adäquates Bild für eine zukunftsfähige Verhandlungsbasis, ohne freilich schon exakte Inhalte dazu umschreiben zu können.

An der Jahresversammlung des EWC tags darauf verabschiedeten die Mitglieder der europäischen Dachorganisation eine Reihe von Empfehlungen zum Thema, in erster Linie zu Händen der europäischen Politikerinnen und Politiker. Sie umfassen Anregungen zur Definition eines europäischen Urheberrechts, zur Rolle der Urheberrechtsgesellschaften, zur europäischen digitalen Bibliothek EUROPEANA, zum Verleihrecht im digitalen Kontext, zu Google, zur Piraterie, zu den Rechten von Usern und Autoren, zur Frage von Urheberrecht und Bildung, zur Kulturflatrate, etc. Die vollständigen Empfehlungen sind unter www.europeanwriters.eu/index. asp?ID=440 in Englisch nachzulesen.

 

[zurück]