A*dS ist besorgt über die jüngsten Entwicklungen bei SRF – ein konstruktiver Dialog ist zentral

Die anstehenden Veränderungen bei SRF hat beim A*dS Autorinnen und Autoren der Schweiz – der Berufsorganisation von über 1000 professionellen Autor*innen und literarischen Übersetzer*innen in der Schweiz – intensive Diskussionen ausgelöst. Sehr besorgt nehmen wir zur Kenntnis, dass die für Literatur zuständigen

Redakteure und Redakteurinnen bisher nicht in den Veränderungsprozess einbezogen worden sind, obwohl offenbar bereits redaktionelle Veränderungen beschlossen wurden, wie die Abschaffung der für die Literatur wichtigen Sendung «52 Beste Bücher» oder die «Morgengeschichte», welche für Autorinnen und Autoren eine prominente öffentliche Plattform bot. In diesem Sinne teilt der Autor*innenverband die Besorgnis der Autorinnen und Autoren, welche diese Tage einen offenen Brief an SRF geschickt haben, vollumfänglich.

Insgesamt fehlt dem A*dS neben den technischen Aspekten eine inhaltliche Präzisierung, wofür der Service Public in der heutigen Situation steht. Denn der A*dS ist überzeugt, dass es ihn heute mehr denn je in hoher Qualität braucht.

Die fünf folgenden Punkte sind aus Sicht des A*dS besonders zu beachten:

  1. Guter Kulturjournalismus wird rar. In diesen Wochen haben uns die Neuigkeiten über einen weiteren Abbau im Deutschschweizer Printbereich erreicht. Die Feuilletons sind in den vergangenen Jahren empfindlich geschrumpft oder verschwunden. Unabhängig von den Kanälen – ob lineares Programm oder Podcast – ist eine Frage zentral: Wieviel Zeit hat ein Journalist oder eine Journalistin, um einen Beitrag zu erarbeiten? Die Qualität der neuen Strategie von SRF steht und fällt aus unserer Sicht auch damit, wie diese Frage beantwortet wird.
  2. Unabhängigkeit der Plattform. Verlässliche Quellen für Informationen sind angesichts der Unübersichtlichkeit des Internets Gold wert. Dieses Gold darf SRF nicht aus der Hand geben. Das heisst für uns: Die Inhalte von SRF müssen auf der eigenen, als solche erkennbaren Plattform gestreamt oder verbreitet werden. Gerade wenn sie dann über Soziale Medien geteilt werden, bleiben sie als Qualitätsprodukte – und als Ergebnis der gebührenfinanzierten Arbeit von SRF – erkennbar.
  3. Der Service-Public-Auftrag im Bereich Literatur muss wie im noch gültigen Radio- und Fernsehgesetz (Art. 24 Abs. 4) auch künftig klar definiert sein. Diese verstehen wir so, dass eine öffentliche Auseinandersetzung um Literatur möglich bleibt und sich die Debatten nicht gänzlich in abgeschlossene Meinungszirkel verlagern.
  4. In der Umsetzung des gesetzlichen Auftrags in neuen und alten Formaten ist die ganze Breite der aktuellen literarischen Produktion zu berücksichtigen – diese Breite ermöglicht auch diverse Formen, wie Autor*innen (wozu wir auch die Übersetzer*innen zählen) als Mit-Produzent*innen von Sendungen zum Einsatz kommen können: Belletristik und Lyrik in klassischer Buchform oder in digitalen Formaten, Spoken Word und weitere Formen der performativen Literatur, Hörspiel- und Theatertexte – das alles für Erwachsene wie auch für Kinder und Jugendliche, in Originalsprachen und in Übersetzung.
  5. Bei der stärkeren Orientierung an digitalen Kanälen ist zu berücksichtigen, dass das bisherige System der Abgeltung von Urheberrechten an klassischen Radio- und Fernsehkanälen orientiert ist. Bei der Verlagerung literarischer Inhalte vom linearen Programm in Podcasts muss sichergestellt werden, dass ein Entgelt im bisherigen Umfang an die Urheber*innen bezahlt wird.

Der A*dS ist bereits im Gespräch mit den Verantwortlichen von SRF. Die genannten Aspekte wurden Ende September schriftlich platziert. In diesem Sinne hoffen und fordern wir einen qualifizierten und kritischen Austausch mit SRF, um die Literatur und die Diskussion von Literatur in den öffentlichen Medien zu stärken.

 

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