AdS-Preise «plume de paon» (Pfauenfeder) und «plume de plomb» (Bleifeder)

Ein wichtiges Zeichen setzte der Verband an seiner Generalversammlung vom 18. Mai 2012 mit der erstmaligen Verleihung je einer Auszeichnung für eine besonders erfreuliche bzw. besonders verbesserungswürdige Zusammenarbeit eines Verlags mit dessen Autorinnen und Autoren. Der schillernde Preis «plume de paon» ging an den Westschweizer Verlag Editions d’en bas, der bleierne «plume de plomb» an die KaMeRu Verlag GmbH mit Sitz in der Deutschschweiz. Die vom AdS überreichten Wanderpokale und die dazugehörigen Urkunden möchten Zeichen und Ansporn für Verlage sein, mit guter Arbeit zufriedene Autorinnen weiter zu pflegen und durch verbesserte Arbeit frustrierte Autoren aufzuheitern.


Laudatio zum Preis «plume de paon» («Pfauenfeder»)

Die Pfauenfeder, die der AdS heute vergibt, ist eine sehr seltene Trophäe, die man sich in keinem Zoo beschaffen kann. Nicht mal in einer Fabel von La Fontaine. Noch weniger auf dem Kopf von Josephine Baker. Und auch nicht weiter unten. Die Pfauenfeder des AdS findet man in den Büchern oder vielmehr – noch vor ihnen – in den Verträgen, die zur Entstehung dieser Bücher führen. Sie zeichnet nämlich jenen Verlag aus, der mit seinen Autoren die angemessensten Verträge abschliesst.

Zur ersten Feier hat der AdS also beschlossen, seine Pfauenfeder an Jean Richard, den Leiter der Editions d’En Bas, zu vergeben. Der AdS befand dank seines Augen, das geschärft ist durch Hunderte von Verträgen, die er unter die Lupe nimmt, dass jene, welche die Editions d’En Bas mit seinen Autoren verbindet, einfach, doch autorenfreundlich sind. Der AdS war auch für Jean Richards Engagement, sei es innerhalb seines Verlags, sei es am «Salon Africain» an der Genfer Buchmesse, für die Vorschriften zur Buchpreisbindung, für eine Büchervielfalt, die über das Buch läuft, und schliesslich auch für seinen Beitrag zur Mehrsprachigkeit dank gemeinsamen Publikationen mit Deutschschweizer und Tessiner Verlagen.

Auch wenn die Pfauenfeder ein Symbol der Eitelkeit ist, so wird Jean Richard sie hoffentlich als ein Zeichen des Stolzes tragen, den Stolz darüber, dass er Verträge anbietet, welche Arbeit und Integrität der Autoren respektieren.


Marie-Jeanne Urech



Laudatio zum Preis «plume de plomb» (Bleifeder)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste

Im Namen des AdS habe ich die Ehre und die Freude nun noch einen weiteren Preis, eine zweite Plume oder Feder vergeben zu können: Die Plume de plomb.

Dieser Preis ist wohl etwas weniger farbenprächtig als die Plume de Paon, aber keineswegs weniger edel, wie man hier erkennen kann.

Dieser zweite Preis steht ohne Wenn und Aber dem renommierten Verlag KaMeRu und seiner Leiterin, Frau Graf-Mullis, zu.

Auch dieser Preis wird überreicht für ganz besondere Verdienste im Bereich der Verhandlungen und Verträge mit Autorinnen und Autoren.

Es ist dies – nämlich das Verhandeln mit Autorinnen und Autoren – bekanntlich keine leichte Aufgabe.

Autorinnen und Autoren haben meistens keine oder nur wenig Ahnung, was es alles so braucht, um ein Buch zu machen. Sie leben abgeschottet von der Realität in ihren Schreibstuben, werkeln gemütlich an ihren Texten vor sich hin und wissen nicht, was sich draussen in der Verlagswelt so alles tut.

Ob das, was sie schreiben, auch wirklich nachfrageorientiert ist oder nicht, ob es auch wirklich den Zeitgeist bedient oder nicht, das kümmert sie wenig.

Es ist das besondere Verdienst des KaMeRu-Verlages, die schreibende Zunft mit der schwierigen Situation, in der die Verlage heutzutage stecken, vertraut gemacht, sie aus ihrer Idylle aufgeschreckt und auf den Boden der Realität zurück geholt zu haben.

Globalisierung, Euro-Krise, Digitalisierung sind an der Buchbranche nicht spurlos vorüber gegangen.

Es ist an der Zeit, diese Tatsache auch den Autorinnen und Autoren klar zu machen.

Der Kampf ist härter geworden.

Damit die Kultur, resp. die Literatur, nicht an einem Infarkt zugrunde geht, ist eine sogenannte Verschlankung des Angebots, eine gewisse Kulturschrumpfung unabdingbar.

Die Autoren und Autorinnen, als unwichtigste Glieder der Buchkette, müssen endlich lernen, den Gürtel enger zu schnallen.

Es ist darum nicht nur verständlich, sondern entspricht geradezu einem allgemeinen Wunsch, dass der KaMeRu-Verlag die Muster-Verträge des AdS zu Gunsten des Verlags und zu Ungunsten der Autorinnen und Autoren drastisch abgeändert hat.

Damit leistet der KaMeRu Verlag einen bedeutenden Beitrag zur Eindämmung der Kultur und Literaturproduktion, die seit den 1980-er Jahren in geradezu ungesundem Masse gestiegen ist.

Kulturpolitik ist schliesslich keine Beschäftigungspolitik!

Durch solche, zugunsten der Verlage abgeschlossene Verlagsverträge kann die Produktionsflut an Büchern auf ein gesundes Mass reduziert werden.

Eine gesunde «Entmutigungsstrategie» betrachten wir daher durchaus als opportun.

Es ist das besondere Verdienst des KaMeRu-Verlages mit dieser Strategie schon einigen Autoren ein bisschen Wind aus den Segeln genommen zu haben.

Für arbeitslos gewordene Autorinnen und Autoren bieten sich im Übrigen verschiedene andere Möglichkeiten, einer sinnvollen Tätigkeit nachzugehen. Sie könnten sich sozialen Aufgaben widmen, z. B. in Verlagen oder Kulturinstitutionen einer Freiwilligenarbeit nachgehen, oder sich im Piemont an der Ausbildung von Trüffelschweinen beteiligen.

Wir gratulieren dem Preisträger bzw. der Preisträgerin von Herzen und wünschen Frau Graf-Mullis weiterhin viel Erfolg mit ihrm KaMeRu-Verlag!


Leta Semadeni

 

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